Back to the roots: Spätzlâ/Knöpflâ
Am Wochenende habe ich seit langem nochmal was besonderes gekocht. Und zwar gabs am Samstag „Dr. Oetker Schulbuch Gulasch“ mit hand-/selbstgemachten Spätzlâ/Knöpflâ!
Für die Spätzlâ (Plural von Spätzle – siehe Wikipedia)
benötigt man folgende Zutaten – pro Portion:
- 1 Ei
- 100g Mehl (griffiges Mehl, Typ 405)
- 50 ml Wasser
Als Grundregel gilt: immer eine Portion mehr machen, als Personen am Tisch sitzen. Da diese Grundregel aber schwäbischer Natur ist, kann das auch noch zu wenig sein*. Ich habe am Samstag 1kg Mehl und 10 Eier verarbeitet – es hat für 6 Personen so gerade gereicht. Kommt natürlich auch immer drauf an, wie gut es schmeckt, wieviel Hunger die Leute haben usw. Im Zweifel immer etwas mehr machen – die Spätzlâ-Reste kann man später gut anbraten.
[*Wenn man das jetzt mal mathematisch betrachtet, dann geht die Portionszunahme durch die Bonusportion mit steigender Zahl an Gästen gegen Null! Sitze ich alleine am Tisch und mache eine Zusatzportion, dann ist meine persönliche daraus resultierende Portion um 100% größer. Sind wir zwei Personen und machen zwei+eins Portionen, dann sind es nur noch 50% Zuwachs pro Person. Bei vier Personen sind es schon nur noch 25% Aufschlag und bei einhundert Gästen nur noch 1%!!! Spätestens jetzt sollte man über eine zweite Zusatzportion nachdenken 😉 ]
Die eigentliche Zubereitung ist eher unspektakulär. Die Eier werden mit dem Mehl und etwas Wasser zu einem zähen Teig verrührt. Klümpchen müssen dabei vermieden werden! Nun die gesamte Menge Wasser zufügen und den Teig, notfalls unter Zuhilfenahme von roher Gewalt, gut durchschlagen. Solange bis der rechte Unterarm weh tut. Ja das muss sein. Das ist eine Art der „schwäbischen Kasteiung“. Das der Teig fertig ist, erkennt selbst der Laie an diesen drei untrüglichen Merkmalen:
- der Unterarm tut weh
- Es sind keine Klümpchen mehr vorhanden und der Teig ist schwer reißend
- der Unterarm tut weh
Der Teig kann nun eine zeitlang rumstehen. Das schadet ihm nicht. In dieser Zeit kann man das Wasser in einem weiten Topf zum Kochen bringen und dann das Salz ins Wasser geben. Man kann auch das Salz ins Wasser geben, bevor man selbiges zum Kochen bringt. Da gibt es verschiedene Auffassungen bzgl. des Energieverbrauchs bzw. der Dauer, bis das Wasser endlich kocht. Wenn’s denn kocht füllt man eine Portion des Teigs in den „Spätzle Hobel“. (Ach? Hatte ich vergessen zu erwähnen, dass man so etwas benötigt? Nun, hier gibt es einen: Spätzle-Hobel bei Amazon) Eine Portion des Teigs wird nun in den Hobel gefüllt und zügig aber nicht hektisch durch den Hobel gehobelt bis der gesamte Teig verhobelt ist. Die Spätzle schwimmen idealerweise jetzt schon an der Wasseroberfläche. Dort schubst man sie mit einer Schöpfkelle drei Minuten hin und her, bis sie gar und nicht verklebt sind. Dann können sie mit der Schöpfkelle aus dem Wasser geschöpft werden. Wichtig: sehr gut abtropfen! Sonst pampt’s (von Pampe – ich pampe, du pampst, er/sie/es pampt, wir pampen, ihr pampt, sie pampen). Anschließend kann man die Spätzle auf einem Backblech ausbreiten, abkühlen und trockenen lassen. Man kann sie natürlich jetzt auch essen. Das tun wir allerdings erst später – wenn der Gulasch fertig ist!
Damit keiner hungern muss, habe ich zwei Kilo Fleisch gekauft: 1kg Schweine Gulasch und 1 kg Rinder Gulasch. Ansonsten braucht man noch ~2kg Zwiebeln, ein paar Knoblauchzehen, 300-400g Crème Fraîche und drei rote Paprika. Und eine Flasche Rotwein! Die Zwiebeln und die Pakrika wird geputzt und in feine Streifen geschnitten. Die Knoblauchzehen werden gepresst oder gehackt. Nun wird noch das Fleisch auf „schöne Stücke“ geschnitten und in 4 Portionen in einem großen Topf scharf mit Salz und Pfeffer angebraten. Scharf bedeutet in diesem Zusammenhang „heiß“ und nicht „scharf“. Wenn alle vier Portionen angebraten sind, kommt alles Fleisch wieder in den Topf und wird zusammen mit dem Gemüse noch ein wenig gedünstet. Nach ein paar Minuten unter regelmäßigem Umrühren/ Vermengen kommt die Flasche Rotwein (0.7l – ich habe Bordeaux genommen) und ca. 500ml Wasser hinzu. Das „Kochgut“ darf ruhig einen Zentimeter aus dem Wasser ragen – das koch sich noch zusammen. Der Topf bleibt nun für mindestens eine Stunde auf dem Herd und muss von sich hin köcheln. Zwischendurch immer mal wieder umrühren. Wichtig! Der Gulasch ist erst fertig, wenn der Gulasch fertig ist! Also nicht nach 60 Minuten den Topf vom Herd nehmen sondern mal das Fleich probieren: ist es noch hart, dann weiterkochen! Am Samstag hat es bei mir 82 Minuten gedauert – also nicht nervös werden! Wenn das Fleisch durch und die Zwiebel zerkocht sind, dann kommt noch das Crème Fraîche hinein und das ganze wird mit Salz, Pfeffer und rotem Paprikapulver „edelsüß“ abgeschmeckt. Auch der Gulasch kann nun abkühlen und durchziehen.
Sind nun die Gäste anwesend und hungrig, erhitzt man den Gulasch langsam wieder und brät die Spätzle kurz an. Dazu wird Butterschmalz (das verbrennt nicht!) in einer Pfanne oder einem Wok erhitzt und eine Portion Spätzlâ darin geschwenkt bis sie heiß und goldgeld angebraten sind. Die Spätzlâ dabei immer in Bewegung halten – sie brennen schnell an.
Guten Appetit!
[Vielen Dank an Andrea für die Spätzle-Ersteinweisung vor ein paar Jahren und den Tipp mit dem Butterschmalz im Wok!]
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